Wie tolerant sind die Deutschen gegenüber sexueller Vielfalt?

Wie tolerant sind die Deutschen gegenüber sexueller Vielfalt?

Wie tolerant sind die Deutschen gegenüber sexueller Vielfalt?

Die gute Nachricht vorneweg: Mehr als zwei Drittel der Deutschen stehen hinter den Anliegen der hiesigen LGBT-Community (lesbian, gay, bisexual, transgender), begrüßen die CSD-UMZÜGE dieses Sommers und wünschen sich für unser Land weiter wachsende Toleranz. Unsere repräsentative bundesweite Umfrage* offenbart aktuell aber auch eine andere Seite der Gesellschaft...

Mehr als zwei Drittel der Deutschen stehen hinter den Botschaften der zurzeit in vielen Städten startenden Christopher-Street-Day-Demonstrationen (CSD) für sexuelle Vielfalt und Gleichberechtigung und wünschen sich für ihr Land weiterhin wachsende Toleranz gegenüber sexuellen Minderheiten.

Nach einer repräsentativen Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Norstat im Auftrag des PLAYBOY ist diese breite Zustimmung allerdings stärker weiblich als männlich geprägt und zeigt ein deutliches Geschlechtergefälle: Während 74,1 Prozent der Frauen und 60,7 Prozent der Männer die CSD-Umzüge begrüßen, lassen doppelt so viele Männer (10,6 Prozent) wie Frauen (5 Prozent) eine ablehnende Haltung erkennen. 20,8 Prozent der Männer und 10,9 Prozent der Frauen äußern laut der Umfrage sogar Verständnis für Mitbürger, die mit Themen wie Homo- oder Bisexualität wenig Berührung haben möchte und ablehnend oder gar aggressiv auf Menschen dieser sexuellen Orientierungen reagieren – aus Sicht der PLAYBOY-Redaktion ein „verstörendes Ergebnis“, wie PLAYBOY-Chefredakteur Florian Boitin im Editorial der am Donnerstag dieser Woche erscheinenden August-Ausgabe des Männermagazins kommentiert.

So offenbart die Umfrage neben einem positiven Mehrheitsbekenntnis zu Themen wie der gleichberechtigten Ehe für alle (62,2 Prozent der Männer, 81,5 Prozent der Frauen), sexueller Vielfalt als Schulstoff im Sexualkundeunterricht (61,5 Prozent der Männer, 72,6 Prozent der Frauen) und wachsender Sichtbarkeit sexueller Vielfalt durch mehr Outings (51,1 Prozent der Männer, 60,4 Prozent der Frauen) auch verbreitete Ressentiments: 30,2 Prozent der Männer und 19,4 Prozent der Frauen empfinden laut der Umfrage öffentlichen Austausch von Zärtlichkeiten zwischen homosexuellen Männern als „unangenehm“ (zwischen homosexuellen Frauen: 18,9 Prozent der Männer und 19,4 Prozent der Frauen).

24,7 Prozent der Männer und 12,2 Prozent der Frauen würden mit ebenso negativen Emotionen auf ein Outing ihres eigenen Kindes reagieren. Und 45 Prozent der Männer sowie 27,8 Prozent der Frauen würden es der Umfrage zufolge begrüßen, wenn sexuelle Minderheiten etwas weniger Aufmerksamkeit für ihre Sexualität in der Öffentlichkeit und in den Medien erführen. Diese negativen Einstellungen korrespondieren laut Sozialforschern häufig mit dem Nichtwissen um die biologischen Ursachen sexueller Orientierung. So nehmen 35,2 Prozent der von Norstat Befragten fälschlicherweise an, die sexuelle Orientierung entwickele sich maßgeblich durch sexuelle Erfahrungen. Die nach wissenschaftlichem Stand maßgeblichen hormonellen (und genetischen) Faktoren nannten hingegen 37,3 Prozent (und 31,9 Prozent) der befragten Frauen und Männer.

Das Meinungsforschungsinstitut Norstat befragte 1023 repräsentativ ausgewählte Frauen und Männer in Deutschland.

Autor: Playboy Deutschland Redaktion