Rutger Bregman: Corona-Krise bringt "das Beste im Menschen zum Vorschein"

Rutger Bregman: Corona-Krise bringt "das Beste im Menschen zum Vorschein"

Rutger Bregman: Corona-Krise bringt „das Beste im Menschen zum Vorschein“

Der seit seinem Auftritt beim Weltwirtschaftsforum 2019 bekannte niederländische Historiker Rutger Bregman sieht in der Corona-Krise einen möglichen Auslöser für eine soziale Revolution. Das ganze Interview lesen Sie im neuen Playboy (08/2020). Ab jetzt im Handel!

„Nichts ist sicher, aber es könnte sein, dass uns diese Krise dabei hilft, dass ein neues Bewusstsein für Zusammengehörigkeit und Solidarität entsteht“, sagte der 32-Jährige, der beim Weltwirtschaftsforum 2019 mit seinem Plädoyer für eine „gerechte Besteuerung für Reiche“ Aufsehen erregt hatte.

Das Verhalten der Menschen während der Pandemie „bestätigt meine These, dass Katastrophen und Krisen das Beste im Menschen zum Vorschein bringen“, so der Historiker im Playboy. „Jedem unsozialen Blödmann da draußen stehen Tausende Ärzte und Ärztinnen, Reinigungskräfte, Pfleger und Pflegerinnen gegenüber, die sich rund um die Uhr um unser Wohl bemühen. Jedem Hamsterkäufer, der panisch Supermarktregale in seinen Einkaufswagen leert, stehen 10.000 Menschen gegenüber, die ihr Bestes geben, um die weitere Ausbreitung des Virus zu verhindern“, sagte Bregman in dem Interview, in dem er seine Theorie von der wichtigsten menschlichen Eigenschaft erläuterte: „Gut zu sein ist die wahre Superkraft unserer Spezies.“

"Zyniker sind naiv. Und faul."

Das von Philosophen, Wissenschaftlern und den Medien gezeichnete Menschenbild des asozialen bis gewalttätigen Egoisten sei dem stärker Interesse weckenden Blick auf Ausnahme-Ereignisse geschuldet. „Wir sind sensibler für das Böse als für das Gute, und so entsteht eine Sucht nach dem Negativen, rund um die Uhr genährt von Schlagzeilen, die uns Angst machen“, so Bregman im Playboy. „Auf diese Weise entsteht ein Zynismus, der wie ein fatales Nocebo wirkt: Wer nur Schlechtes denkt, sieht auch nur Schlechtes. Aus dieser Haltung heraus bezeichnet man Gutmenschen als naiv. Dabei ist es genau umgekehrt: Zyniker sind naiv. Und faul. Denn wer ans Gute glaubt, lehnt sich nicht untätig zurück, sondern kämpft für positive Veränderungen. Ich nenne das den neuen Realismus.“

Rutger Bregmans Buch „Im Grund gut“ ist am 10. März bei Rowohlt erschienen.

Autor: Playboy Redaktion, Playboy Deutschland