Männergesundheit: So können Sie Ihr Leben verlängern

Männergesundheit: So können Sie Ihr Leben verlängern

Männergesundheit: So können Sie Ihr Leben verlängern

Sie können es entweder machen wie Ted Mosby aus der Kult-Serie „How I Met Your Mother“ auf diesem Titelbild – und Arztbesuche vor allem dann wahrnehmen, wenn Sie bei der schönen Ärztin landen wollen. Oder Sie gehen (auch) zum Arzt, um Ihr Leben zu verlängern. Denn Männer leben im Durchschnitt fünf Jahre kürzer als Frauen. Ein Schicksal, das nicht unabwendbar ist: Mit unserer Checkliste vom Männer-Mediziner haben Sie es selbst in der Hand.

Die Chancen auf ein langes Leben werden schon Mutterleib ungleich verteilt, nämlich mit der genetischen Ausstattung. „Das männliche Y-Chromosom ist in seinem Aufbau schwächer als das X-Chromosom, was Männer anfälliger für Krankheiten macht. Gleiches gilt bei den Hormonen“, sagt Christian Leiber über Männergesundheit. Er ist Oberarzt an der Klinik für Urologie des Universitätsklinikums Freiburg, leitet dort die Sektion Andrologie (Männermedizin) und gehört dem Vorstand der Deutschen Gesellschaft für Andrologie an. „Das Östradiol der Frauen hat eine nachgewiesene schützende Wirkung auf den Körper, Testosteron hingegen nicht.“

So treten bei Frauen zum Beispiel Herz-Kreislauf-Erkrankungen im Lauf des Lebens meist sehr viel später und seltener auf als bei Männern. Allerdings verlieren wir Männer aufgrund unserer schwächeren Genetik nur ein einziges Jahr an Lebenszeit. Die restliche Spanne zwischen unserer heutigen Lebenserwartung von 78,5 Jahren und jener der Frauen von 83,3 Jahren können wir selbst minimieren. Und zwar von Kindesbeinen an – durch die richtige Erziehung unserer Söhne:

Männergesundheit von 0-14 Jahren: Lernen, Gefühle ernst zu nehmen

„Die meisten Männer werden seit ihrer Kindheit mit bestimmten traditionellen Rollenbildern konditioniert – nach dem Motto: Ein Indianer kennt keinen Schmerz“, sagt der Männermediziner. Daher gehen viele Männer unaufmerksamer mit ihrem Körper um als Frauen – und seltener zum Arzt. Nämlich erst dann, wenn der Leidensdruck nicht mehr erträglich ist. Erziehungssätze wie der Indianerspruch führen dazu, dass Jungen viele Formen von Leid, körperliche wie seelische, als Schwäche abtun und sich selbst und ihren Körper instrumentell wahrnehmen: wie ein unempfindliches Werkzeug, das dazu dient, sportliche Ziele zu erreichen oder sich Vergnügen zu verschaffen.

Die Folgen sind: höhere Risikobereitschaft, ungesundes Konsumverhalten (trinken, rauchen), Unterdrückung und Leugnung psychischer Probleme wie Stress oder Depressionen. Drei Viertel aller Suizide gehen auf das Konto von Männern. All diesen Faktoren lässt sich schon in der Erziehung entgegenwirken. Besonders wichtig dabei: über psychische Probleme offen sprechen, Gefühle ernst nehmen.

Männergesundheit von 15-34 Jahren: Vorsichtig sein beim Austoben – und erste Check-ups machen

Auf Platz eins der größten Gesundheitsgefahren für junge Männer, die sich ins Leben stürzen und in die Liebe, den Beruf sowie die Freiheiten des Erwachsenendaseins kennenlernen, stehen Unfälle. „Männer gehen viel häufiger Risiken ein und erleiden dadurch etwa doppelt so oft schwere Unfälle wie Frauen“, sagt Christian Leiber. Zwei Drittel dieser Unfälle passieren in der Freizeit, was Experten unter anderem darauf zurückführen, dass Männer eher Risikosportarten ausüben (Mountainbiking, Motorradfahren).

An zweiter Stelle bei den Todesursachen stehen Suizide – hier ist die Rate in der Gruppe der 15- bis 34-Jährigen fünfmal höher als bei Frauen. „Deshalb ist in dieser Altersgruppe der richtige Umgang mit Depressionen und Stress elementar“, sagt Leiber. Körperlich hingegen seien „Männer dieses Alters generell gesund, weshalb viele von ihnen selten bis gar nicht zum Arzt gehen“, weiß der Androloge – und warnt: „Zwischen 15 und 34 Jahren sollte der Startschuss für regelmäßige Vorsorgeuntersuchungen fallen, damit man Krankheiten verhindern, früh erkennen und rechtzeitig behandeln kann.“

Das beste Beispiel in der Altersgruppe der 15- bis 34-Jährigen ist der Hodenkrebs. Er ist in dieser Gruppe die häufigste Tumorart mit zehn Fällen pro 100.000 Einwohner. Aber früh erkannt, ist das Hodenkarzinom gut behandel- und heilbar. Junge Männer ab 14 Jahren sollten sich regelmäßig selbst auf etwaige Veränderungen am Hoden hin untersuchen. Kurzum: Mehr Vorsicht in jedem Zusammenhang wirkt in der Altersgruppe bis Mitte 30 lebensverlängernd.

Männergesundheit von 35-60 Jahre: Den richtigen Umgang mit Stress lernen

In der Altersgruppe, in der viele Männer für die eigene Familie und die Karriere leben, zählen Herz-Kreislauf-Erkrankungen wie Herzinfarkte oder Schlaganfälle zu den häufigsten Todesursachen. Daran sterben dreimal so viele Männer wie Frauen. Die Hauptursachen sind laut Christian Leiber Bewegungsmangel und Übergewicht. Letzteres betrifft mehr als die Hälfte der Männer in Deutschland. Tagsüber arbeiten sie im Büro, abends gönnen sie sich und der Familie das gute Restaurant – ein bis zwei Flaschen Wein inklusive. „Das ist ein Riesenproblem“, sagt der Mediziner. „Männer bewegen sich in dieser Alterskohorte viel weniger als früher, ernähren sich hochkalorisch und lagern dadurch Speicherfett an. Dadurch steigt die Wahrscheinlichkeit für Bluthochdruck und Diabetes, was wiederum klassische Risikofaktoren für Herz-Kreislauf-Erkrankungen sind.“ Nicht zuletzt der Stress schlägt hier zu Buche.

Viele Männer sind von Beruf und Familie stark gefordert und haben „im Vergleich zu Frauen ungünstigere Stressbewältigungsstrategien“, wie der Androloge sagt. Das heißt: „Sie greifen auf Klassiker wie Rauchen und Alkohol zurück.“ Noch immer konsumieren 27 Prozent der Männer in Deutschland regelmäßig Zigaretten, an den Folgen sterben etwa 127.000 Menschen pro Jahr. Und die alkoholische Leberkrankheit wird in der Altersgruppe zwischen 45 und 54 mit jährlich 1436 Sterbefällen als dritthäufigste Todesursache gelistet.

Wichtig in diesem Alter ist daher vor allem ein anderer Umgang mit Stress: nicht rauchen, weniger trinken – und stattdessen mehr Bewegung. Die Weltgesundheitsorganisation empfiehlt 150 Minuten moderaten Sport pro Woche. Dazu zählt zum Beispiel Rad fahren, gehen oder schwimmen. Plus: eine gesunde Ernährung mit viel Gemüse, wenig Fleisch und wenigen fett- beziehungsweise zuckerreichen Lebensmitteln. Das Ziel sollte laut Christian Leiber sein, so gesund wie möglich ins Alter zu starten. Dazu gehört auch der regelmäßige Gang zu Vorsorgeuntersuchungen.

Männergesundheit ab 60 Jahren: Vorsorge, Vorsorge, Vorsorge!

In dieser Alterskohorte dominieren neben Herz-Kreislauf- vor allem Krebserkrankungen. Krebs ist für rund ein Viertel aller Todesfälle in Deutschland verantwortlich, und die mit Abstand am häufigsten Betroffenen sind Männer über 65. Um 125.000 Fälle liegen sie vor den Frauen. Die tödlichsten Formen sind das Lungen- und Bronchialkarzinom, der Darmkrebs und der harmlosere, aber besonders häufige Prostatakrebs.

Neben viel Bewegung und gesundem Essen spielen jetzt regelmäßige Vorsorgeuntersuchungen die entscheidende Rolle für die Männergesundheit, und der Prostatakrebs ist das Paradebeispiel der Früherkennung: Da er kaum spürbare Symptome zeigt, kommt es auf die Bereitschaft der Männer an, auch ohne jeden Leidensdruck zum Arzt zu gehen. Denn verursacht der Prostatakrebs einmal Schmerzen, „ist das Kind längst in den Brunnen gefallen“, sagt Leiber.

„Leider muss man das Männern in vielen Fällen noch ernsthaft erklären. Diese Erkenntnis ist bei den meisten noch nicht durchgedrungen.“ Auch wenn das mittlere Erkrankungsalter bei etwa 70 liegt, empfiehlt Leiber, ab 45 regelmäßig einen Urologen aufzusuchen und seine Prostata checken zu lassen.

Autor: Martin Arnold