Über Shirts und Skins in der NBA
Auch wenn sie gut gemeint sein mögen, sind die oberflächlichen, von den Unternehmen genehmigten „Statement"-Trikots der Basketball-Liga sind kaum ein Achselzucken wert
von MIKE JORDAN
Es versteht sich von selbst, warum LeBron James, der größte Star der NBA, in dieser Saison auf der Rückseite seines Trikots der Los Angeles Lakers auf eine der 29 von der Liga genehmigten Statements statt seines eigenen Namens verzichtet hat.
Vor zwei Jahren äußerte sich Laura Ingraham in einer ihrer berühmtesten Szenen des weißen nationalistischen Stepptanzes verärgert darüber, dass James es wagte, Donald Trump zu kritisieren. „Es ist nicht besonders clever, politischen Rat bei jemandem einzuholen, der mit hundert Millionen Dollar im Jahr dafür bezahlt wird, dass er einen Ball hüpfen lässt", sagte sie den Zuschauern von The Ingraham Angle. In ihrer Stimme war die tiefe Empörung zu hören, als sie das Geld erwähnte.
Sie beendete ihren zweiminütigen Monolog, in dem sie James, einen der wichtigsten Persönlichkeiten der Sportgeschichte, aufforderte, „die Klappe zu halten und zu dribbeln. Hör auf, über soziale Angelegenheiten zu sprechen.“
Ingrahams schleimiger Kommentar ist auch heute wieder relevant, da die NBA den Spielern erlaubt, bestimmte soziale Messages auf der Rückseite des Trikots zu tragen. Verachtung für Athleten, die es wagen, ihre eigene politische Meinung zu vertreten, ist nicht ungewöhnlich; Senatorin Kelly Loeffler aus Georgia, Minderheitsinhaberin des Franchiseunternehmens Atlanta Dream, sagte, die einzige Botschaft, die sie auf den Trikots der WNBA-Spieler sehen möchte, sei die amerikanische Flagge.
Dennoch akzeptierte die NBA mehr als zwei Dutzend Statements, darunter „Speak Up“ (dt. „Mach den Mund auf“) , „Anti-Racist" (dt: „Gegen Rassismus“) und „How Many More“ (dt. „Wie viele noch?“). In gewisser Hinsicht fühlt es sich wie eine aufrichtige Geste an, diese gut sichtbaren Personen „sprechen" zu lassen, während sie dribbeln. Denn wie ein Tattoo erlaubt es den Spielern oberflächlich gesehen, ihr Herz auf dem Trikot zu tragen und sich in einer Form verbal zu positionieren, die einem würdevollen Dissen gleicht. Achtundvierzig Spieler werden „Black Lives Matter" auf dem Trikot stehen haben, darunter auch Russell Westbrook, Point Guard der Houston Rockets. Nur fünf wählten „Love Us“ (dt. „Liebe uns“), wie zum Beispiel der Gewinner des Slam Dunk Contest 2020, Derrick Jones von den Miami Heat; vier wählten „Say Her Name“ (dt. „Sag ihren Namen“), einen Slogan, den viele nach dem Tod von Sandra Bland benutzten und der nach dem unentschuldbaren Mord an Breonna Taylor durch einen Polizisten immer noch verwendet wird. Von den erlaubten Botschaften ist laut NBA.com die beliebteste „Equality” (dt. „Gleichberechtigung“). 77 Spieler (die komplette Spielerliste der Dallas Mavericks) werden das Wort auf ihren Schultern tragen.
Apropos Schultern: In Amerika ein beliebter Profisportler zu sein, erinnert ein wenig an Atlas, einen der Titanen der griechischen Mythologie. Ähnlich wie die Profispieler konnten die Titanen die normalen menschlichen Grenzen überschreiten, erreichten Großartiges, inspirierten andere, ihnen ähnlicher zu sein, und wurden für ihre Größe verehrt. Als die Titanen von den Olympiern besiegt wurden, wurde Atlas zum Vorbild gemacht: Sein Körper gehörte den Eroberern. Atlas war gezwungen, die himmlischen Sphären des Himmels auf seinen Schultern zu tragen. Diese Sphären bestanden aus der Quintessenz, die von Merriam-Webster als „die Essenz einer Sache in ihrer reinsten und konzentriertesten Form" definiert wurde.
Es scheint, dass die NBA diese Pandemie-Saison des Basketballs mit einem Paradebeispiel dafür begonnen hat, dass sie das Ziel verfehlt hat. Sie scheint mehr daran interessiert gewesen zu sein, den Einkauf von Spielern zu telegrafieren, anstatt ihnen auf dem Court die Freiheit zu geben, in ihren eigenen Worten ihre Solidarität mit den Fans über Themen wie Rassenungleichheit, soziale Ungerechtigkeit, Polizeibrutalität und außergerichtliche Tötungen unbewaffneter schwarzer Männer und Frauen zum Ausdruck zu bringen.
Neben den eigentlichen Spielen können diese modernen Titanen der NBA auch die Herzen und Köpfe von Menschen gewinnen, die all das noch nicht verstanden haben (d.h. wenn die Saison überlebt). Aber dadurch, dass alle „Proteststatements“ auf den Trikots vom Management genehmigt werden müssen, hat die Liga den wahren Kampf um die Kontrolle über die kollektive Erzählung gewonnen. Und genau aus diesem Grund sind die „Proteststatements“ auf den Trikots der NBA kaum ein Achselzucken wert.
Auch ich würde kein Trikot mit der Botschaft eines anderen auf meinem Rücken tragen. Rassenungerechtigkeiten im Profisport, vom Besitz bis Coaching, sind gut dokumentiert. Da die USA heute von Afroamerikanern und anderen Minderheitengruppen, die ihre Erfahrungen mit Rassismus äußern, zur Rechenschaft gezogen werden, bieten schwarze Athleten mit hoher Reichweite wieder eine Plattform für nationale Gespräche über Ungerechtigkeit und systemische Unterdrückung.
Aber quasi-angepasste Trikots mit vorher ausgewählten Phrasen sind weder das, wofür die Gründerväter gekämpft haben, noch das, wofür versklavte Afrikaner gestorben sind. Wenn wir realistisch sind, dann ist es ein schlaffer Versuch der NBA, eine Allianz mit den Menschen vorzutäuschen, die am meisten unter der amerikanischen Unterdrückung zu leiden haben.
Dahinter verbirgt sich die Frage nach dem Besitz. Besitzen die Spieler als vertraglich gebundene NBA-Athleten die Hemden auf dem Rücken oder sogar ihren eigenen Körper? Dies ist von Bedeutung, wenn man bedenkt, dass die USA im Wesentlichen auf dem Rücken schwarzer Amerikaner gebaut wurden, deren Rücken vor Hunderten von Jahren mit Peitschen gepeitscht wurde. Und unter der „Führung" von Donald Trump werden Schwarze heute mit Worten der Intoleranz und des Hasses gepeitscht, was andere entschuldigt, die die Herrschaft über unsere Körper zum Ausdruck bringen.
Die Fans erwarten von den Spielern, dass sie die Botschaften weitergeben und verstärken, die sie selbst nicht so weit verbreiten können. Wenn diese Messages jedoch im Vorfeld ausgehandelt werden müssen, gehören sie nicht wirklich den Spielern, sondern den Eigentümern. Und indem die Mannschaften die Botschaften der Eigentümer auf dem Rücken der Spieler anbringen, indem sie die Namen und Stimmen dieser Spieler ausradieren, behandeln sie die Spieler im Wesentlichen wie ihr eigenes Eigentum.
Wenn es nicht mehr Besitzer mit schwarzer Hautfarbe gibt, spielt es keine Rolle, was auf dem Trikot eines Spielers steht. Letzten Endes wird ihnen immer noch gesagt, sie sollen die Klappe halten und dribbeln.
Shit, wenn ich LeBron James wäre, würde ich auch meinen eigenen Namen tragen.